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Beitrag vom 25.02.2003
Susanne Klöß, Geschäftsführerin und Partnerin von Accenture
AVIVA-Berlin
AVIVA-Berlin kam bei der WorldWomenWork 2003 mit Susanne Klöß ins Gespräch, die sich seit 1994 für die Initiative "Great Place to Work for Women" engagiert
Accenture, die Unternehmensberatung für Technologie und Management operiert weltweit in 47 Ländern und hat 75.000 MitarbeiterInnen. Seit 15 Jahren beschäftigt sich Susanne Klöß, Geschäftsführerin und Partnerin von Accenture mit dem Thema Investmentbanking und Börsen - eher untypisch für Frauen...
AVIVA-BERLIN: Mit welchen Zielen wurde die Initiative "Great Place to Work for Women" etabliert?
Susanne Klöß: Wir haben die Initiative gestartet, weil wir festgestellt haben, dass der Anteil an Frauen in Führungspositionen und auch auf der Geschäftsführungsebene sehr gering war. Gleichzeitig haben wir uns angeschaut, wie die weitere Entwicklung in der Bevölkerung aussieht. Je weiter wir in die Zukunft schauen, werden wir uns immer mehr mit einem Ressourcenpool beschäftigen, in dem der Anteil an Frauen größer ist als an Männern. Und vor diesem Hintergrund, ökonomisch getrieben, aus Unternehmenssicht haben wir gesagt: "Hier müssen wir konkrete Aktivitäten starten, um das zu verbessern".
Dann riefen wir verschiedenste Initiativen ins Leben: Flexiblere Arbeitszeitgestaltung, das wir in unserem Bereich durch Projektarbeit vielleicht leichter leisten können, als in manch anderen Unternehmen. Die MitarbeiterInnen können ein Projekt machen, dann eine gewisse Zeit aussteigen, dann wieder zum nächsten Projekt ´reinkommen, ohne dass man auf dem Weg nach oben Zeit verliert oder wieder Rückschritte machen muss. Wir haben Mentoring-Programme aufgebaut, um ganz gezielt Frauen, aber auch Männern, die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln, in die Führungsetage einzutreten. Wir arbeiten mit der Wissenschaft zusammen, um im Rahmen von Universitätsarbeit junge Frauen dazu zu bewegen, in eher technische Richtungen einzutreten.
AVIVA-BERLIN: Warum betrachten viele Frauen Technik noch immer mit gemischten Gefühlen?
Susanne Klöß: Ich glaube, dass Technik oft kompliziert, kalt präsentiert wird. Es ist immer noch Usus, dass Mädchen Puppen geschenkt bekommen. Ich fand es damals toll, als mein Vater mir eine elektrische Eisenbahn geschenkt hatte. War zwar am Anfang mehr sein Spielzeug als meines, aber es wurde wirklich dann zu meinem Lieblingsspielzeug.
AVIVA-BERLIN: Accenture legte auf der 2. "World Women Work" einen Fünf-Punkte-Katalog zur Frauen- und Familienförderung vor. Seit wann wird der 5-Thesen-Katalog entwickelt?
Susanne Klöß: Vor Weihnachten 2002 haben wir damit begonnen. Bei uns beschäftigt sich ein relativ großes Team mit der Thematik insgesamt permanent.
Der Accenture-Forderungskatalog mit fünf "Thesen zum Umdenken" in der Frauen- und Familienförderung stellt die Forderung an Unternehmen und Politik, in einen aktiven Dialog zu treten, um gemeinsam klar formulierte Ziele zu verfolgen. Auf Basis unseres Thesenkatalogs sollen konkrete Zielvereinbarungen für die Familienförderung erstellt werden. Mit der aktiven Diskussion unserer Thesen werden wir einen Wechsel im Denken erreichen.
AVIVA-BERLIN: Mit welcher Strategie sollen die Thesen an die Öffentlichkeit transportiert werden?
Susanne Klöß: Durch eine gemeinsame Image-Kampagne von Politik und Wirtschaft wollen wir erreichen, das Frauenbild in der Gesellschaft, gerade das Bild der berufstätigen Frauen, wirklich zu verändern. Ein Paradigma zu schaffen, mit Vorurteilen aufzuräumen und die Gleichstellung auch zu leben. Wir rufen auf zu einem round table mit allen Beteiligten aus Politik, Wissenschaft, Medien und Wirtschaft. Denn für mich ist ganz klar: Frauenförderung ist ein ökonomischer Push-Faktor und absolut essentiell für mein Unternehmen.
Wir werden unsere fünf Thesen hier im Rahmen eines Workshops weiter vorantreiben. Dann werden wir das Ganze im Anschluss sowohl an das Familienministerium als auch an Herr Dr. Dieter Hundt (Vorsitzender der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände Anm. d- Red) stellvertretend für Wirtschaft überreichen. Politik & Wirtschaft stehen in der Verantwortung, Frauen- und Familienförderung aktiv zu gestalten. Wir müssen die ökonomische Bedeutung von Chancengleichheit begreifen. Erfolgreiche Modelle in anderen Ländern zeigen: Das Engagement wird sich lohnen - nicht zuletzt auch finanziell. Wir werden unsere Initiative sicher nicht einstellen.
Weitere Informationen zur Fraueninitiative bei Accenture finden Sie hier...